Obwohl bereits seit Jahren nicht nur von den neuen Anbietern selbst, sondern auch von Seiten der Politik für die Sparmöglichkeiten beim Wechsel zu einem billigeren Anbieter geworben wird, sind viele Verbraucher bis heute ihren alten Anbietern treu geblieben. Hauptgrund dafür ist eine große Unsicherheit in Bezug auf die Modalitäten eines Wechsels. Dabei ist ein Wechsel des Stromanbieters völlig unaufwändig und auch die häufige Sorge einer vorübergehenden Unterbrechung der Stromversorgung ist unbegründet.
Eine erste Hürde stellt die Auswahl des geeigneten Tarifs aus der großen Fülle unterschiedlicher Angebote dar. Schnelle Hilfe bieten Stromtarifrechner im Internet, die anhand von Wohnort und jährlichem Stromverbrauch die günstigsten Tarife herausfiltern und in der Regel zusätzlich dem Grundtarif des örtlichen Stromversorgers gegenüberstellen, um das Sparpotential einschätzen zu können. Seinen jährlichen Stromverbrauch entnimmt der Interessent dabei einfach der letzten Jahresabrechnung. Die Auswahl kann dabei auf Wunsch auch auf Ökostromtarife eingegrenzt werden.

Stromvergleich: Einen günstigen Stromanbieter finden

Nachdem die Wahl auf einen bestimmten Stromtarif gefallen ist, erfolgt der Wechsel am einfachsten online. Nur wenige Anbieter verlangen einen schriftlichen oder persönlichen Vertragsabschluss. Neben persönlichen Daten werden dabei auch Angaben zum bisherigen Stromanbieter sowie die Zählernummer abgefragt. Mit Hilfe dieser Daten kann der neue Stromanbieter alle Formalitäten des Wechsels selbstständig erledigen. Der Kunde muss nur noch die Umstellung abwarten. Neue Installationen sind nicht notwendig, denn am Stromanschluss selbst ändert sich nichts.
Die Stromversorgung des Kunden bleibt während des Wechsels sichergestellt und ist durch gesetzliche Regelung geschützt. Das Versorgungsnetz bleibt dasselbe. Nur der Stromlieferant ändert sich. Sollte es beim Übergang des alten Lieferanten des Kunden zu seinem neuen Lieferanten zu Verzögerungen kommen, versorgt der Betreiber des örtlichen Versorgungsnetzes den Verbraucher weiterhin durchgehend mit Strom. Bei Ökostromtarifen sichert der Stromanbieter die Einspeisung vom Strom aus erneuerbaren Energien in dem Umfang zu, in dem sein Kunde Strom aus dem Netz entnimmt.

Tipps zum Anbieterwechsel

  • Achten Sie auf die Vertragslaufzeiten: Je kürzer Sie an einen Anbieter gebunden sind, desto flexibler können Sie auf neue, eventuell günstigere Angebote anderer Anbieter reagieren.
  • Achten Sie auf das Kleingedruckte zu Kündigungsfristen im Falle von Umzügen oder Preiserhöhungen.
  • Prüfen Sie die Vertragsdetails hinsichtlich Preisanpassungen, Preisgarantien & Co.
  • Vermeiden Sie möglichst die Bezahlung per Vorkasse. Im Falle einer Insolvenz Ihres Anbieters kann es schwer sein, die vorab bezahlten Beträge zurückzuerhalten.

Ein kurzer Blick in die Geschichte des deutschen Strommarkts

Bis in die Mitte der 1990er Jahre existierten in Deutschland zwar mehrere Stromanbieter, doch der Strommarkt war dennoch monopolistisch organisiert, denn es existierte keine Konkurrenz zwischen ihnen. Innerhalb seiner jeweiligen Region konnte jeder Stromanbieter die Preise weitgehend selbstständig festlegen, da für den Verbraucher keine Möglichkeit zu einem Wechsel bestand. Damit entfiel für die Stromkonzerne auch der Druck zu einer möglichst günstigen Erzeugung und Weitergabe des Stroms. Zur Begründung für die staatliche Duldung dieser Monopolstellung der Stromanbieter wurde die Tatsache herangezogen, dass die Versorgungsnetze natürliche Monopole innerhalb der Lieferkette für Strom darstellen. Der Aufbau konkurrierender Netze wäre wegen der enormen Kosten für die notwendige Infrastruktur wirtschaftlich nicht zu rechtfertigen.

Steigende Energiekosten, die Verbraucher und Unternehmen gleichermaßen belasteten, führten schließlich dazu, dass im Jahr 1996 die erste EU-Richtlinie zur Liberalisierung des Strommarkts verabschiedet und 1998 auch in Deutschland umgesetzt wurde. Im Jahr 2003 wurde die Richtlinie noch einmal revidiert, die Änderungen fanden 2005 Eingang ins deutsche Recht.
Die Richtlinien sollten neuen Stromanbietern den Zugang zu den Versorgungsnetzen ermöglichen und die Bedingungen und Nutzungpreise für den Zugang in fremde Stromnetze unter staatliche Aufsicht stellen. In einem weiteren Schritt wurde die Entflechtung zwischen Stromerzeugung und Besitz der Versorgungsnetze diskutiert.
Tatsächlich nutzen mittlerweils zahlreiche neue Stromanbieter die Möglichkeiten. In ihren unterschiedlichen Tarifangeboten konkurrieren sie nicht nur mit günstigen Preisen, sondern werben zum Teil auch mit Ökostrom.